Eine vielfältig zusammengesetzte Gruppe ermöglicht den Kindern, bereits in der frühen Kindheit Verschiedenheit als selbstverständlich zu empfinden. Die Kinder können beobachten, wie die Erzieher*innen auf die Individualität aller Kinder gleichermaßen eingehen. Über die altersübergreifende und interkulturelle Zusammensetzung der Gruppe ist die Integration von Kindern mit besonderen Bedürfnissen ein zentraler Bestandteil, das Ziel von Diversität in die Praxis umzusetzen. Dazu beschäftigt Papalagi immer mindestens einen sogenannten Facherzieher für Integration. Dadurch können bis zu vier Kinder mit besonderen Bedürfnissen betreut werden.
Den Alltag bei Papalagi verbringen alle Kinder mit und ohne besondere Bedürfnisse in einer gemeinsamen Gruppe. Der Facherzieher für Integration steht jederzeit bereit einzugreifen, wenn eine Situation dies erfordert. Die zusätzlichen Stellenanteile des Facherziehers für Integration werden zum größten Teil in der direkten Interaktion mit den Kindern eingesetzt. Dieser erklärt den Kindern geduldig, welche Aspekte in der jeweiligen Situation besondere Relevanz haben und durch welche Art der Interaktion, Kommunikation oder Aktion sie zum Ziel kommen. Dabei wird den Beteiligten stets die nötige Empathie entgegengebracht.
Die Aufgaben des Facherziehers für Integration sind im Wesentlichen die Folgenden:
– Planung und Durchführung von Angeboten für alle Kinder unter Einbeziehung dieses
pädagogischen Konzeptes und einer Planung des Gruppengeschehens in Absprache mit
den anderen Erziehern
– Beobachtung und Unterstützung der Kinder mit besonderen Bedürfnissen, Erstellen von
individuellen Förderplänen
– Angebote und Begleitung im Alltag und Nutzung der zusätzlichen Stellenanteile zur ‚
individuellen Förderung des Kindes mit besonderen Bedürfnissen
– Zusammenarbeit mit Therapeuten, zuständigen amtlichen Stellen und Behörden
– Unterstützung, Beratung und Austausch mit den Eltern zur Entwicklung ihres Kindes
Zum Konzept
Das Berliner Bildungsprogramm spezifiziert die übergeordneten Ziele für den pädagogischen Alltag in Berlin. Dort werden vier verschiedene Aneignungsprozesse kindlicher Bildung im Austausch mit der Umwelt definiert: aktive, soziale, sinnliche und emotionale Prozesse.
Ziel des Papalagi ist, alle vier Bereiche in der pädagogischen Arbeit anzusprechen. Dabei schaffen die Erzieher optimale Umweltbedingungen für die Kinder, damit diese ihrem individuellen und natürlichen Entwicklungspfad folgen können.
Im Rahmen von spielerischen, körperlich aktiven und kreativen Angeboten erhalten die Kinder die Möglichkeit, sich aktiv mit ihrer Umwelt auseinander zu setzen. Bei Papalagi haben die Kinder jeden Tag Zeit und Raum frei zu spielen. Die Räumlichkeiten bieten dazu ausreichend Platz. Zudem sind vielseitige Spielzeuge vorhanden, die die Kinder zu Konstruktions- und Rollenspielen anregen.
Das pädagogische Angebot bei Papalagi bietet Kindern auch die Möglichkeit, sich sinnlich mit der Umwelt auseinander zu setzen. Zum einen geht es darum, alltägliche Sinneswahrnehmungen zu erklären, zum anderen darum, die Sinne immer wieder aufs Neue anzusprechen und gleichzeitig den in der frühkindlichen Entwicklung so wichtigen Wiederholungen Raum zu geben. Es ist wichtig, Kindern Anreize zu schaffen, sich auf vielfältige Weise mit ihrer Umwelt auseinander zu setzen. Die Erzieher im Papalagi achten jedoch darauf, dass die Kinder auch die Möglichkeit haben, sich zurückzuziehen und sich von den vielen sinnlichen Reizen zu erholen. Mittagsschlaf, Ruhe- und Vorlesezeiten bewahren die Kinder vor Hyperaktivität durch Reizüberflutung.
Rahmengestaltung von Bildung und Erziehung
Raumgestaltung
Die Erzieher im Papalagi legen großen Wert darauf, eine angemessene Balance zwischen einer anregenden und einer beruhigenden Raumgestaltung zu finden. Kindliches kreatives Schaffen soll ihre Wertschätzung finden, indem die Räume mit ihren Werken geschmückt werden. Bilder, Weltkarten, Lauttafeln oder ähnliches sollen Fragen der Kinder und Gespräche mit den Erziehern anregen.
Bei Papalagi hat jeder Raum (Gruppenraum, Leseraum, Bewegungsraum, Schlafraum) eine eigene und feststehende Funktion. Durch die Beschaffenheit, sowie die klar strukturierte Nutzung der Räume ist diese den Kindern bewusst.
Beobachten und Dokumentieren
In erster Linie erfolgt die regelmäßige und gezielte Beobachtung und Dokumentation bei Papalagi, um die Kinder besser kennen zu lernen und die Entwicklungsgespräche mit den Eltern vorzubereiten. Außerdem dienen sie der Erkennung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen oder Begabungen.
Planung und Gestaltung pädagogischer Arbeit
Zentraler Bestandteil der pädagogischen Arbeit bei Papalagi ist, dass die Erzieher jedes Kind an der Stelle abholen und begleiten, an der es steht. Dies bedeutet, dass die Kinder von den Erziehern nicht alters- sondern entwicklungsgemäß angesprochen werden. Diese Arbeitsweise wird durch die Gruppenstruktur begünstigt. Bei Papalagi sind alle Kinder in einer Gruppe. Die Erzieher verbringen folglich jeden Tag mit allen Kindern und kennen dadurch jeweils ihre individuelle Persönlichkeit und ihren Entwicklungsstand. Im Rahmen des Morgenkreises werden die Kinder in die aktuellen Aspekte der pädagogischen Arbeit mit einbezogen. Hier werden die Kinder durch das Gespräch zur Partizipation angeregt. Aktuelle Themen und Probleme der Kinder (jedes Einzelnen) oder der Gruppe werden angesprochen, neue Projekte werden vorgestellt und Teilaufgaben vergeben. Des Weiteren ist es bei Papalagi wichtig, dass die Großstadt-Kinder ihren „Kiez“ kennen. Die unmittelbare Umgebung des Kinderladens wird zu Fuß erschlossen. Spielplätze, die lokale Bibliothek und naheliegende Parks werden besucht. Die Erzieher machen die Kinder auf Schulen und andere für ihre Lebenswelt wichtige Standorte aufmerksam.
Planung und Gestaltung von Projekten
Durch die Nähe zu den Kindern erkennen die Erzieher die Themen, die die Kinder aktuell beschäftigen. Die Neugierde oder auch die Sorgen der Kinder werden von den Erziehern für die Projektplanung aufgegriffen. Dies ist ein wichtiger Bestandteil, die Eigenmotivation der Kinder bei der Mitarbeit an einem Projekt zu fördern. Die Planung des Projektes erfolgt im Rahmen der regelmäßigen Teambesprechungen sowie während der Vorbereitungszeit der Erzieher. Die Projekte werden bei Papalagi in der Regel auf drei Monate angesetzt, um eine Verankerung der Thematik durch ausreichend Wiederholung bei den Kindern erreichen zu können und um eine Überforderung durch zu schnell aufeinander folgende Themen zu vermeiden. Während der Projektzeit wird das aktuelle Thema nach Möglichkeit in alle Bereiche des üblichen Wochenplans mit einbezogen. Der Morgenkreis wird bei Papalagi auch für die Projektarbeit genutzt. Hier werden die Kinder im Gespräch zur Partizipation ermutigt und somit am Planungs- und Umsetzungsprozess beteiligt. Die Projektergebnisse werden gemeinsam mit den Kindern in der Flur-Galerie für die Kinder selbst, die Eltern und Geschwister ausgestellt.